Freitag, 13. Juli 2012

Meine liebsten Podcasts


Ich bin begeisterter Hörer verschiedener Podcasts. Wenn ich unterwegs bin, hab ich eigentlich immer Kopfhörer auf und zumeist läuft dann ein Podcast. Regelmäßig lade ich mir neue Folgen auf mein portables Abspielgerät und sorge immer dafür, dass ich genug Episoden in Reserve habe.
Zudem bin ich auch stetig auf der Suche nach neuen, interessanten Podcasts.

Ich glaube, ich kenne sonst niemanden, der regelmäßig Podcasts hört, aber vielleicht ist es ja gerade deshalb für den einen oder anderen Leser interessant, wenn ich hier mal ein paar meiner Favoriten vorstelle. Darunter befindet sich ein deutschsprachiger, alle anderen sind auf Englisch. Alle bewegen sich grob im Umfeld Popkultur, aber was ist auch anderes von mir zu erwarten. Die meisten dieser Podcasts kann man auch über iTunes bekommen, alle sind kostenlos.

Hier nun die Podcasts (in keiner bestimmten Reihenfolge):

HIDEOUS ENERGY
Austin Wilson und David Hopkins sind zwei begeisterte Comicleser und generelle Fans von gutem Storytelling. Jede Woche nehmen sie eine Episode ihres Podcasts Hideous Energy auf, in welchen sie über Comics sprechen, News berichten, Neuheiten vorstellen, Leseempfehlungen aussprechen und dabei auch gerne mal ganz weit abschweifen. Filme, Serien, Musik und Romane werden dabei genauso angeschnitten wie persönliche Erlebnisse aus dem Alltag. Im Grunde sitzen hier einfach zwei Freunde zusammen und unterhalten sich. Sie haben einen Plan und auch feste Segmente, aber Diskussionen schlagen eben auch manchmal eine andere Richtung ein.

Moderiert von TV-Autor Ben Blacker, wird hier jede Woche eine Runde wechselnder TV-Autoren zu ihren Erfahrungen im Berufsleben befragt. Man erfährt sehr viel über den Entstehungsprozess amerikanischer TV-Serien und hört interessante Geschichten. Wer sich also für den kreativen Prozess hinter diesen Serien interessiert, sollte hier reinhören.

Comedian Greg Proops nimmt seinen Podcast live in Comedyclubs und Bars auf. Jede Woche gibt es eine neue Episode, in der er über aktuelle Nachrichten spricht, Publikums- und Hörerfragen beantwortet und lustige Geschichten erzählt. Ein mittlerweile festes Highlight ist der „boring preachy part“, wenn sich Greg über Politik und den Zustand der Welt auslässt. Immer wieder geht es auch um Baseball und die Negro Leagues, davon sollte sich aber niemand abschrecken lassen. Der Schwerpunkt liegt hier auf Comedy.

Dies ist der einzige Musik-Podcast in dieser Liste. Mein Lieblingszeichner Jim Mahfood präsentiert mit seiner Co-Moderatorin Jane Dope einen vielfältigen Mix aus Funk, Hip Hop, Punk, Soul, Disco, Rock, etc. Zwischendrin gibt es kurze Gesprächsparts, in denen Jane und Jim über ihre neuen Projekte sprechen oder von aktuellen Erlebnissen berichten.

Und hier nun der deutsche Beitrag zu dieser Liste. Der Zettgeist war früher ein Podcast und ist nun seit einer Zeit ein Videocast. Es ist der offizielle Videocast des deutschen Comicverlages ZWERCHFELL. Moderator ist der Illustrator Sascha Thau und regelmäßige Teilnehmer sind Verlagsbetreiber und Zeichner des Verlages oder aus deren Umfeld (Stefan Dinter, Eckart Breitschuh, Naomi Fearn, Christopher Tauber, …). Zweiwöchentlich besprechen die Teilnehmer entweder ein vereinbartes Thema, zumeist aus dem Comicumfeld. Oft präsentieren sie auch einfach, welche Bücher, Filme, Comics, Serien o.ä. sie in letzter Zeit konsumiert haben. Oft sind hier gute Tipps zu bekommen.


Dies sind also Podcasts, von denen ich jede Episode höre bzw. sehe. Es gibt noch eine Menge weiterer, welche ich regelmäßig besuche und dann ausgewählte Episoden anhöre.
Vielleicht hat ja jemand Interesse bekommen. Falls ihr euch davon was anhört, gebt mir gerne Feedback.

Freitag, 15. Juli 2011

Locke & Key Vol. 1: Welcome To Lovecraft (Comic)


Dieser Comic wurde mir von Austin Wilson und David Hopkins empfohlen, welche jede Woche den tollen Comic-Podcast Hideous Energy veröffentlichen (hier nochmal mein Gastauftritt, in welchem ich die Johnny-Cash-Comicbiografie CASH empfehle).

Locke & Key ist eine amerikanische Comicreihe, geschrieben von Joe Hill, gezeichnet von Gabriel Rodriguez, veröffentlicht bei IDW, deutsche Ausgabe bei Panini. Bisher sind vier Sammelbände erschienen.

Der erste Band "Welcome To Lovecraft" ist eine Horrorgeschichte um die Familie Locke, deren Vater zu Beginn ermordet wird. Seine Witwe und die drei Kinder ziehen zum Bruder des ermordeten Vaters in das Familienanwesen Keyhouse. Dieser Ort beherbergt magische Schlüssel, welche unterschiedliche Fähigkeiten haben. Diese Schlüssel sind der Grund für die Ermordung des Vaters und die weitere Verfolgung der Familie.
Der erste Band führt den Leser in diese Welt ein, erzählt eine spannende Geschichte, welche in sich rund ist, aber auch genug Fragen für weitere Erzählungen offen lässt. Und große Neugier auf die folgenden Geschichten weckt.

Locke & Key ist eines dieser wunderbaren Beispiele für großartig erzählte Comics. Worte und Bilder gehen hier eine fantastische Einheit ein und ergänzen sich auf beste Weise. Die Gestaltung der Seiten, der Umgang mit Zeit, Erzählführung und Texte, hier sind Meister ihres Faches am Werk. Joe Hill und Gabriel Rodriguez wissen mit den ureigenen Mitteln des Mediums Comic Spannung zu erzeugen und eine überzeugende Geschichte zu erzählen. Die Darstellung von Gewalt ist durchaus explizit, dient aber nicht dem Selbstzweck. Die Story steht jederzeit im Vordergrund.

Mich hat dieser Band von Beginn an gefesselt und begeistert. Ich bin gespannt, wie diese Geschichte weitergeführt wird und freue mich auf viele weitere Seiten dieser tollen Comic-Erzählkunst.

Locke & Key Vol.1: Welcome To Lovecraft, von Joe Hill und Gabriel Rodriguez.
Amerikanische Verlagsseite
Deutsche Verlagsseite

Montag, 11. Juli 2011

Hair Shirt (Comic)


Hair Shirt ist, nach eigener Aussage, der erste wirkliche Comic des kanadischen Künstlers Patrick McEown, obwohl er bereits seit den 90er Jahren als Comiczeichner tätig ist. Aber nun hat er seinen ersten langen Comic vorgelegt, den er selbst geschrieben und gezeichnet hat.http://www.blogger.com/img/blank.gif
Erzählt wird die Geschichte von John und Naomi, die sich schon als Kinder kannten und sich zu Studienzeiten wiederbegegnen. Sie setzen eine Romanze fort, die in ihren Teenagerjahren nie richtig aufkeimen konnte. Doch düstere Erinnerungen aus der Kindheit, Alpträume, familiäre Dramen und verdrängte Traumata sabotieren ihre Beziehung.
Mit dünnem Strich und einer Kolorierung, die maßgeblich zur Erzählung beiträgt, erschafft Patrick McEown ein verstörendes Szenario, das nicht alle Fragen beantwortet und den Leser herausfordert ohne unverständlich zu sein. Fließende Szenenübergänge und Parallelmontagen zeigen McEowns erzählerisches Können. Der Leser wird durch verschiedene Zeitebenen geführt und in die Psyche der Figuren und bleibt am Ende beeindruckt und nachdenklich zurück.

Ich empfehle Hair Shirt von Patrick McEown, erschienen im avant-verlag, €19,95

Samstag, 19. März 2011

Takio (Comic)


Ich bin ja kein großer Leser von Superhelden-Comics. Ich mag die eine oder andere Figur und auch das generelle Konzept „Superheld“ finde ich durchaus interessant. Ich will mich allerdings nicht mit Continuity und Crossovern und ähnlichem rumschlagen. Ich mag abgeschlossene Geschichten. Und da ich mit dieser Einstellung nicht alleine bin, werden mittlerweile vermehrt Superhelden-Comics produziert, die Continuity-unabhängige Geschichten in abgeschlossenen Portionen erzählen. DC hat eine neue Reihe gestartet, in welcher Sie Ihre bekannten Figuren neu präsentiert und modernisiert. Veröffentlicht werden diese Comics in schmalen Hardcover-Bänden, welche auchgut im Buchhandel zu platzieren sind. Den erfolgreichen Auftakt machte Superman: Earth One, Batman und ein zweiter Superman Band sind in Vorbereitung.

Brian Michael Bendis und Michael Avon Oeming haben nun einen ähnlichen Weg eingeschlagen, allerdings nicht mit bekannten Figuren, sondern mit einer neuen Kreation. Takio erzählt von den Schwestern Taki (13 jahre) und Olivia (7 Jahre). In klassischer Superheldenmanier erhalten beide durch einen wissenschaftlichen Unfall Kräfte, mit denen Sie umzugehen lernen müssen. Beim gleichen Unfall wird auch schon der erste Gegner erschaffen. Dieser erste kleine Hardcover-Band erzählt also eine klassische Origin-Story, welche in einem schulischen Umfeld spielt und auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten ist. Bendis´ Tochter Olivia war an der Entwicklung von Takio beteiligt und wird als Co-Creator geführt. Oemings Zeichnungen sind in einem farbenfrohen Animationsstil gehalten, die Layouts sind schön übersichtlich.

Mir hat dieser Comic gut gefallen und ich werde den nächsten Band sicher auch lesen. Der Stil von Michael Oeming sagt mir sehr zu und die Story war interessant genug, wenn auch nicht weltbewegend neu. Junge Leser und auch ältere Freunde von Jugendbüchern sollten von Takio gut unterhalten sein.

Takio von Brian Michael Bendis, Michael Avon Oeming & Olivia Bendis. Erschienen bei Marvel Icon, $9,95

Preview

Montag, 14. März 2011

The Li´l Depressed Boy (Comic)


The Li´l Depressed Boy ist ein Webcomic der jetzt auch als Heft bei Image Comis erscheint. Die ersten Geschichten waren meist Einseiter oder zumindest nur wenige Seiten lang und wurden von verschiedenen Zeichnern umgesetzt. Ab einem gewissen Punkt erzählte der Autor S. Steven Struble eine fortlaufende Geschichte und genau hier setzt auch die Heftreihe ein. Diese Geschichte wurde und wird von Sina Grace gezeichnet. Im Web erscheinen die Seiten zunächst in schwarz/weiß, für das Heft werden sie koloriert.

Wie der Titel schon suggeriert ist der Protagonist nicht der sonnigste Geselle. Man könnte ihn wohl als Old School Emo bezeichnen, interessiert an Indie Musik und Literatur, spielt selbst Musik und schreibt Gedichte. Und hadert mit seinem Dasein und der ewigen Suche nach der richtigen Frau. Er hat viel Herz und wenig Selbstbewusstsein. Das Marketing von Image Comics vergleicht die Stimmung des Comics mit dem Film (500) Days Of Summer. Diese Beschreibung scheint mit recht zutreffend. Leicht melancholisch, aber nicht verzweifelt. Sehnsüchtig, aber nicht weinerlich.

Ich hatte den Webcomic schon vor einer ganzen Weile mal entdeckt, aber dann nicht gelesen. Als das erste Heft angekündigt wurde, habe ich es vorbestellt und dann mit Begeisterung gelesen. Es erscheint zwar zunächst ein wenig seltsam, dass die Hauptfigur als vermenschlichte Puppe gezeichnet wird, aber durch dieses Stilmittel kann sich der Leser enger mit dieser Figur identifizieren. Und beim Lesen fällt es gar nicht weiter störend auf, dass alle anderen Figuren normale Menschen sind, die mit einer Puppe interagieren.

Wer also einen Sinn für melancholische Junge-sucht-Mädchen-und-hört-dazu-traurige-Lieder-Geschichten hat, ist hier bestens bedient.

S. Steven Struble/ Sina Grace u.a.: Li´l Depressed Boy
(Gratis Webcomic und fortlaufende Heftserie bei Image Comics, $2,99)

Webcomic

Verlagsseite

Samstag, 12. März 2011

CHEW (Comic)


Als diese Serie von Image Comics angekündigt wurde, dachte ich mir: "Das merk ich mir mal, da schau ich mir mal rein, wenn ein Paperback erscheint." Als die Serie dann erschien, hatte sie sofort unerwartet großen Erfolg. Sie ist eines der erfreulichen Beispiele für creator-owned Comics, die sich auf dem amerikanischen Markt erfolgreich etabliert haben. Und das zu Recht.

Der Protagonist Tony Chu ist ein Ermittler mit einer besonderen Fähigkeit, die gleichzeitig eine Bürde ist. Er erfährt beim Essen Details aus dem Vorleben seiner Mahlzeit, bzw. vom Ableben seiner Mahlzeit. Dies ist zwar praktisch bei seiner Ermittlungsarbeit, verhindert aber jeglichen Genuss bei der Nahrungsaufnahme. Und es führt dazu, dass Tony Chu eben auch mal Verbrechensopfern nagen muss. Chew ist also eine skurrile Polizei-Abenteuer-Serie, deren düsteres Setting durch den wunderbar absurden Humor und den eher cartoonigen Zeichenstil von Rob Guillory aufgelockert wird. Die Welt von Chew ist eine ins leicht fantastische gerückte Version unserer eigenen, in der Geflügelzucht verboten ist, ungewöhnlilche Verbrechen geschehen und eine Restaurantkritikerin so lebendig schreiben kann, dass jeder Leser ihrer Kolumne die beschriebenen Speisen schon bei bloßer Lektüre schmeckt.

Chew ist einer dieser Comics, die für mich dieses Medium so großartig machen. Ähnlich wie ich schon bei Johnny Hiro schrieb, wird hier eine unterhaltende Geschichte erzählt, wie sie in anderen Medien kaum vorzufinden ist (auch wenn eine TV Adaption von Chew gerade in Planung ist). Leicht düster, mit viel Humor und fantastischen Zeichnungen. Pulp-Abenteuer mit einer ganz neuen Prämisse, exzellent ausgeführt von Autor und Zeichner.

Wer wie ich Spaß hat an Geschichten, die sich auf der Grenze zwischen Independent und Mainstream bewegen, dem sei Chew wärmstens ans Herz gelegt.

John Layman/ Rob Guillory: Chew
(Fortlaufende Heftserie bei Image Comics. Bisher drei Sammelbände.
Auf Deutsch bisher ein Sammelband, erschienen bei Cross Cult, weitere Bände in Vorbereitung, €16,80)

Offizieller CHEW Blog

CHEW bei Cross Cult

Donnerstag, 10. März 2011

rpm (Comic)


Hin und wieder macht man noch diese zufälligen Entdeckungen im Comicladen. Ich halte mich ja für recht gut informiert, wenn es um Neuveröffentlichungen geht, aber dieses Buch habe ich tatsächlich zum ersten mal auf dem Tisch mit den Neuerscheinungen im Comicladen meines Vertrauens (Ultra Comix in Nürnberg http://www.ultra-comix.de/) entdeckt. Ich habe kurz reingeblättert und die Kurzbeschreibung gelesen. Das hat ausgereicht, um mich spontan zu überzeugen und ich habe das Buch gleich gekauft.

Martina Lenzin erzählt darin eine fiktionale Geschichte aus den 1980er Jahren in England, von der Post-Punk Musikbewegung, von jungen Musikern und Fanzine-Machern. Die erzählte Geschichte wird dabei immer wieder in Einschüben durch die gealterten Protagonisten in einer Interviewsituation nachträglich reflektiert. So wird ein Stück Zeitgeschichte interessant fiktional verarbeitet und der Charme des DIY beschworen, der zum Glück auch heute noch in bestimmten Kreisen fortlebt. Dies spiegelt sich auch in der zeichnerischen Gestaltung, die in einem sehr lockeren Strich daherkommt. Schwarz/weiß, ohne Schattierungen und Schraffuren. Die Übersichtlichkeit leidet zwar ein wenig unter diesem reduzierten Stil, aber dies trübt das Leseerlebnis kaum. Das Layout der Seiten ist spannend und gut gelungen.

Ich empfehle dieses Buch jedem, der Leidenschaft für Musik hat, der etwas mit DIY anfangen kann oder einfach an jungen deutschen Comics interessiert ist.

Martina Lenzin: rpm (erschienen bei Reprodukt, €15,-)
Verlagsseite mit Leseprobe