Samstag, 18. September 2010

Mesmo Delivery (Comic)



Zeichner und Autor Rafael Grampa nennt als Einflüsse für seinen Comic die TV-Serie "Twilight Zone" und den Sam Peckinpah Film "Convoy". Man kann beides erkennen.
Ein ehemaliger Boxer übernimmt den Auftrag, einen Truck mit unbekannter Ladung an seinen Bestimmungsort zu bringen. Dabei wird er von einem Möchtegern-Elvis mit besonderen Matrial-Arts-Fähigkeiten begleitet. Während eines Aufenthalts an einem Truck Stop geraten die beiden mit ein paar zwilichtigen Charaktären aneinander. Dieses Zusammentreffen verläuft äußerst gewaltsam und blutig. Am Ende werden die beiden ihre Reise fortsetzen.

Mit 52 Seiten funktioniert "Mesmo Delivery" tatsächlich wie eine Episode aus der Twilight Zone. Der Leser steigt direkt in die Handlung ein während die Protagonisten bereits auf der Reise sind und verlässt sie wieder, wenn sie ihre Reise fortsetzen. Dazwischen wird eine kurze Geschichte erzählt, welche durch wenige kleine Rückblicke an Hintergrund gewinnt. Dem Leser wird nicht alles erklärt, einiges bleibt mysteriös.
Ganz besonders sind Rafael Grampas Zeichnungen hervorzuheben. Seine Seitenlayouts strotzen vor Dynamik und sein Stil ist unglaublich detailverliebt. Jede einzelne Seite ist ein visueller Genuss.

Die aktuelle Ausgabe enthält zusätzlich Pinups von Gastzeichnern und einiges an Making-Of Bonusmaterial.

Ich empfehle nachdrücklich: Mesmo Delivery von Rafael Grampa, erschienen bei Dark Horse, $9,99.

Montag, 13. September 2010

Ponyo

Kommenden Donnerstag läuft Ponyo nun auch in Deutschland an, der neue Film von Hayao Miyazaki. Wobei er nicht mehr ganz neu ist, nur sehr spät zu uns kommt. Ich hab michg also schon recht lang auf den gefreut.
Leider war die gestrige Preview dann nicht das Erlebnis, das ich mir erhofft hatte. Der Film (im Gegensatz zu den anderen Miyazaki Filmen, die ich gesehen habe) schien nur für kleine Kinder zu funktionieren. Eine Ebene für Erwachsene konnte ich nicht finden. Das ist ja oft das Schöne an den Miyazaki-Filmen, dass sie für alle Altersgruppen etwas bieten (wie Pixar-Filme auch). Aber diesmal hat das leider nicht funktioniert. Schade drum.

Mittwoch, 8. September 2010

Ridley Scott und Russell Crowe

Ich habe mir gerade "Ein gutes Jahr" von Ridley Scott mit Russell Crowe angeschaut. Ein amüsanter und warmherziger Film. Ich hatte viel Spaß und habe auch ein paar mal laut gelacht (was mir ja nicht so oft passiert).
Besonders aufgefallen ist mir erneut, wieviel Spaß es mir macht, Russell Crowe beim Spielen zuzuschauen. Nicht in jedem seiner Filme, aber gerade in den letzten paar Jahren immer wieder. Mir geht es nicht oft so, dass ich das tatsächliche Schauspiel besonders würdigen kann. Ich kann für mich selbst selten beurteilen, ob der Schauspieler besonders gut ist, oder die Führung durch den Regisseur oder ob die Rolle eben so gut geschrieben ist. Meistens ist es wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Und so sollte es wohl auch sein.
Aber im Falle von Russel Crowe (und auch Ellen Page, mal so nebenbei) erfreue ich mich tatsächlich am Handwerk des Schauspiels. "Todeszug nach Yuma" war z.B. ein guter Film, aber Russell Crowes Spiel war ein wahrer Genuss. Ohne dies wäre der Film sicher um einiges uninteressanter ausgefallen (Ben Foster war zwar toll verrückt, aber Christian Bale blieb ungewohnt blass).

Während des Films kamen mir ein paar "Kinopaare" der letzten Jahre in den Sinn und habe diese ein bisschen miteinander verglichen:

Ridley Scott und Russel Crowe
5 Filme in 10 Jahren
www.imdb.com/search/title?roles=nm0000631,nm0000128

Tim Burton und Johnny Depp
7 Filme in 16 Jahren
www.imdb.com/search/title?roles=nm0000318,nm0000136

Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio
4 Filme in 8 Jahren
www.imdb.com/search/title?roles=nm0000217,nm0000138

Über Scorsese und DiCaprio wurde häufig gesagt, dass ihre Zusammenarbeit ähnlich fruchtbar einzustufen ist, wie die Scorseses Arbeiten mit Robert DeNiro. Und tatsächlich hat Scorsese so etwas wie eine Renaissance erlebt, sowohl in Kreativität als auch Erfolg. Trotzdem finde ich die Filme der DiCaprio Phase weit weniger stark als die Filme mit DeNiro.

Über Burton und Depp wird gesagt, dass sich hier zwei verwandte Seelen gefunden haben. Dies ist sicher richtig und ich mag die meisten ihrer gemeinsamen Filme sehr gerne. Man muss aber auch sagen, dass sie in gewisser Weise immer den gleichen Film drehen. Nicht so sehr wie Elvis Presley immer den gleichen Film gemacht hat. Aber Johnny Depp spielt im Grunde immer Tim Burton. Er ist der perfekte Platzhalter für Aspekte des Geistes seines Regisseurs geworden. Alles neurotisch verrückte Charaktere. Der Künstler Burton verewigt sich selbst in seinem Werk durch den Schauspieler Depp.

So komme ich nun zu Ridley Scott und Russell Crowe. Ich denke ihre Zusammenarbeit erfährt weniger Beachtung als die der anderen zwei Paare, ist aber eigentlich die beachtenswerteste. Russell Crowe ist sicher der beste Schauspieler aus dieser Riege. DiCaprio ist immer DiCaprio und Depp ist immer Burton. Und beide haben keine große Bandbreite in ihrem Spiel. Allerdings sind sie auch immer nur die Verlängerung ihrer Regisseure. Scorsese und Burton sind Künstler und DiCaprio bzw. Depp sind ihr Werkzeug. Ridley Scott hingegen ist viel mehr Handwerker als Künstler. Seine Filme sind sehr unterschiedlich im Sujet. Sandalenfilm, Sommerkomödie, Gangsterdrama, etc. Und Russell Crowe glänzt in allen. Sicher sehe ich auch immer den Schauspieler Russell Crowe in diesen Filmen, aber jedesmal füllt er eine andere Rolle aus. Er spielt nicht jedesmal die gleiche Rolle und überzeugt genauso im komödiantischen Fach wie im dramatischen oder abenteuerlichen. DiCaprio und Depp können genauso wenig aus ihren Rollen heraus wie Scorsese und Burton. Scott und Crowe lassen sich nicht festlegen und ihre Zusammenarbeit ist gerade deswegen so spannend. Hier sind zwei Handwerker, die gemeinsam großes Kino erschaffen. In jedem Genre. Wahrscheinlich wird ihre gemeinsame Arbeit genau deshalb nicht so sehr beachtet. Ihre Filme verbindet kein roter Faden. Es gibt keinen Scott/Crowe-Stil. Jeder Film steht für sich alleine, man muss sie nicht ständig miteinander vergleichen. Ich halte dies für eine große Leistung.